Mit viel Liebe – der Fischfang am Millstätter See


Eigentlich müsste dieser Bericht über das „Kulinarische Anfischen“ am Millstätter See „Die Fischer vom Millstätter See und ihre Liebe zu den Reinanken“ heißen. Dass es bei diesem Tag um Fisch ging, ist ja beim Thema „Anfischen“ wenig verwunderlich. Dass es sich bei diesem Fisch um die Reinanke handelt, für die der Millstätter See besonders bekannt ist, auch nicht. Dafür umso mehr, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben selbst gesehen und gespürt habe, wie wichtig (einzelne) Menschen für eine Region, ihre Werte, Traditionen und den Erhalt eine besonderen Fischart sein können.


Von Anfang an . . .


Aber beginnen wir einmal ganz von vorne. Dazu ist es nötig, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Die Fischerei hat am Millstätter See eine lange und besondere Tradition. Begonnen haben damit die Benediktiner Mönche, dort damals mit Schwebenetzen die für den Millstätter See bekannte Reinanke aus dem klaren Wasser des Sees zu fangen. Dieses Recht zur Fischerei mit Schwebenetzen übertrug Kaiser Franz Joseph in der K.u.K. Zeit ausgewählten Fischerfamilien aus der Region, die er zu den sog. „K.u.K. Hoffischern“ ernannte. Sie lieferten ihren Fang dann bis nach Wien an den Kaiserhof, wo er zu köstlichen Gerichten verarbeitet wurde. Dieses seit mehr als hundert Jahren vererbte Recht teilen sich heute vier Familien am Millstätter See. Familien, die seit Mai 2015 gemeinsam unter dem Namen Reinankenwirte fischen. Eigentlich tun sie das ja schon seit hundert Jahren, der Verein dafür ist aber ganz neu.


sensibel & behutsam – das Erfolgsrezept


Zur Fischerei gehört heute aber viel mehr als nur ein guter Fang. Die Reinankenwirte fischen erstens nur so viel ab, wie sie wirklich täglich brauchen. Und sie kümmern sich zweitens auch intensiv um die Erhaltung und die Pflege des wilden Reinankenbestandes am Millstätter See, die man dann in ihren jeweiligen Restaurants oder Terrassen frisch genießen kann.

Einer dieser Wirte ist Peter Sichrowsky. Er hält diese Tradition hoch und rudert täglich mit einem typischen Fischerboot aus Holz (Plätten) hinaus auf den See, um nach seinen Netzen zu sehen. Er hat so einiges über den See und seine Besonderheiten zu erzählen und verrät uns, dass der Millstätter See 141 Meter tief ist, 1204,5 Millionen Kubikmeter Wasser hat und für eine besonders gute Wasserqualität bekannt ist.  Sitzt man mit ihm in der „Millstätter Zille“ spürt man die Ruhe und Zufriedenheit, die er ausstrahlt, während er behutsam die Netze aus dem Wasser zieht und die Reinanken, die sich dort verfangen haben, einsammelt. Dieses Leben im Einklang mit der Natur spürt man auch, wenn er mit seinen Möwen spricht und in der Art, wie er den Wildfang behandelt. Er verrät uns auch, dass die Fische auf den Mond reagieren und bei Vollmond schwerer zu fangen sind, weil sie sich dann tiefer ins Wasser zurückziehen. Die sensible Reinanke braucht das saubere Wasser des Millstätter Sees und eine komplett naturbelassene Ernährung, um ihr feines, besonders zartes Fleisch bilden zu können.

Eine Tour mit den Fischern vom Millstätter See gibt es jeden Freitag Nachmittag. Die Teilnehmer bereiten die gefangenen Fische dann selbst an Land küchenfertig vor, lernen Fische auszunehmen, zu schuppen und einen respektvollen Umgang mit den Tieren.


Aber nun – Mahlzeit


Anschließend kann man in einem der vier eingangs erwähnten Reinankenwirte ein Reinankengericht von der Karte essen. So kommt man auch in den Genuss des feinen Fleisches der Reinanke und komplettiert das Rundum-Erlebnis. Und diese Gerichte können sich sehen lassen! Von Reinanken-Sushi über Tapas bis hin zum knusprigen Fischburger haben die Reinankenwirte ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und feine Kreationen aus der fangfrischen Reinanke entworfen.

Wer neugierig geworden ist, findet hier mehr Informationen zur Vereinigung der Reinankenwirte. Mit besonderer Hingabe tragen sie das kulinarische Erbe des Sees in die Zukunft und halten ihre Zunft hoch.  Wer auf der Suche nach einem genussvollen und beeindruckenden Erlebnis ist, muss zum Millstätter See fahren und mit den Reinankenwirten fischen. Oder zumindest eine frische Reinanke bei einem der vier Reinankenwirte genießen.

.s. cookingCatrin