{Pressereise}
Bucklige Welt
…hieß es für uns vergangenes Wochenende! Wohin wir euch im größten aller Bundesländer kulinarisch entführen, wo wir „gräflich“ genächtigt, tierische Freundschaften geschlossen und selbst Bier gebraut haben, verraten wir euch im folgenden Bericht. Es geht dabei um zwei außergewöhnliche Produzenten der Region. Die „Bucklige Welt“, eine Region in Niederösterreich, ist Teil der Initiative „So schmeckt Niederösterreich“. Die Kulinarik-Initiative „So schmeckt Niederösterreich“ umfasst 500 Partnerbetriebe in ganz Niederöstererich, die sich allesamt den regionalen Lebensmitteln und den Menschen, die dahinter stecken, verschrieben haben.
Niederösterreich ist nicht nur flächenmäßig eine Wucht, sondern hat auch kulinarisch so einiges zu bieten. Allseits bekannt sind die Wachauer Marillen, das Gemüse aus dem Marchfeld und auch der Mohn, dem wir hier schon einige Mohn-Rezepte gewidmet haben. Wir sind diesmal aber abseits der altbekannten Routen unterwegs und entdecken eine der für mich mit Sicherheit schönsten niederösterreichischen Regionen: die Bucklige Welt. Die im südlichsten Niederösterreich gelegene Hügelregion erstreckt sich über 23 Gemeinden auf einer Fläche von 585 km2. Namensgebend sind die unzähligen Hügel und Buckel, die mindestens so beeindruckend sind wie die herzlichen und umtriebigen Menschen der Region.
Einer dieser oben besagten Menschen ist Ziegenbauer Michael Mandl. Er hat ganze 280 „Diven“, wie er seine weibliche Ziegenherde nennt. Um diese buhlen vier stattliche Ziegen{zucht}böcke, die jetzt in einer Männer-WG zusammenleben, bis wieder Deckzeit ist. Aber zurück zu den Stars des Hofes, den Ziegendamen, die täglich einige Liter der kostbaren Ziegenmilch liefern. Als wir am Mandelschen Ziegenhof ankommen, werden wir im hauseigenen Hofladen herzlich von Horst, dem guten Geist des Hofladens, begrüßt. Von dort aus sehen wir schon über ein Panoramafenster in den Stall zu den 280, großteils blütenweißen Ziegendamen.
Mittendrin statt nur dabei am Ziegenhof
Minuten später sind wir nicht nur im Stall, sondern ich mitten in der Action. Chef Michael beordert mich direkt in das sogenannte „Melk-Karussell“. Da dreht sich im wahrsten Sinne alles um die Milch. Die Ziegen laufen freiwillig in das Karussell, bekommen dort ein Leckerli und fahren dann eine Runde mit dem Karussell, während sie gemolken werden. Mit diesem System können in eineinhalb Stunden alle 280 Ziegen gemolken werden. Manche geben bis zu sechs Liter pro Tag. Wie ich selber merke, muss man da aber schnell sein. Michis geübte Hand ist natürlich besser als meine. Die Arbeit ist – vor allem im Sommer – schweißtreibend und man braucht viel Konzentration, wie mir auch der Chef bestätigt. Der sympathische 31-jährige Landwirt ist nicht nur generell umtriebig, sondern hat es auch geschafft, einen Vorzeigebetrieb vom Stall bis hin zur Produktion von Ziegenkäse auf die Beine zu stellen. So einen sauberen Hof haben wir noch nie gesehen. Die Ziegen sind rundum glücklich, wenn sie auf ihren Sofas liegen {ja richtig gelesen, Sofas sind Liegeflächen in rund einem Meter Höhe}. Daneben gibt es auch eine Steinwand zum Klettern und das Highlight: eine Ziegenbrücke, über die die Vierbeiner aus dem Stall jederzeit auf die Weide gehen können. Das ist Luxus pur. Für diese innovativen Ideen wurde der Landwirt auch schon mehrfach ausgezeichnet. Nicht nur seine Käsesorten {dazu gleich mehr}, sondern auch der Hof selbst hat Preise für Innovation und Nachhaltigkeit erhalten. Die besagten, im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Käsesorten dürfen wir nach getaner Arbeit auch verkosten!
Genuss im Hofladen
Im hauseigenen Hofladen, dem aktuellsten Projekt des Mandelschen Ziegenhofs, schlemmen wir uns uns durch die diversen Ziegenspezialitäten. Ein buntes Sortiment der hauseigenen Bio-Ziegenfrischkäsekreationen dürfen wir auf eigens angefertigten Ziegenhoftellern probieren. Die Ziegenfrischkäsebällchen und -röllchen aus der hauseigenen Käserei werden mit unterschiedlichsten Garnituren veredelt. Klassisch gerollt in Kräutern, kreativ mit Chili oder Ringelblume verfeinert oder mit rosa Pfeffer oder Kürbiskernen. Auf frischem Brot kosten wir uns durch die Sorten und trinken dazu einen feinen Cider-Prosecco. Denn der Hofladen bietet neben den eigenen Produkten ein breites Sortiment an heimischen Premiumprodukten. Darunter Lebensmittel, Getränke, Kosmetika und vieles mehr, während das „Goaß-Kino“ – aka der Blick in den Stall – für Unterhaltung sorgt. Nach der Besichtigung der Käserei und einer kleinen Hofführung lassen wir unseren Tag mit Chef Michael auf der Sonnenterrasse ausklingen und dürfen die aktuellste Produktinnovation kosten: einen Ziegenmilch-Feta. Prädikat sensationell, wie alles hier: Mensch, Idee und Tier.
Schloss Krumbach
Nach den vielen neuen, vor allem tierischen Freunden machen wir uns auf den Weg ins Schloss Krumbach. Das im gleichnamigen Ort Krumbach auf einem Hügel thronende Schloss geht zurück bis in das Jahr 1182. Unter dem Namen Chrumpach wurde es erstmals erwähnt. Heute ist das Schloss ein Hotel und eine Eventlocation. Wir genießen den sommerlich lauen Abend nach unserem aufregenden Tag am Ziegenhof gemütlich im Innenhof des Schlosses, bevor wir herrlich in den trotz Hochsommer kühlen Räumen des Schlosses gräflich schlafen.
Am nächsten Tag geht es für uns – bevor wir zur nächsten Station, einer Familienbrauerei, aufbrechen – zum Frühstück ins Panorama-Restaurant. Dort lädt ein großzügiges Buffet zum Schnabulieren ein. Frische Eierspeise, Joghurts, Käse und natürlich auch unser aktueller Lieblings(ziegen)frischkäse vom Mandelschen Ziegenhof stehen auf dem Buffet bereit. Bei der wunderschönen Aussicht über die Bucklige Welt lässt sich der Tag mit perfektem Panoramablick beginnen.
Privatbrauerei Wolfsbräu
Was passiert, wenn eine in Wien lebende Frau mit der Familientradition Bierbrauen mit ihrem Lebensgefährten, einem international erfolgreich in der IT Branche tätigen Manager eine Familie gründet, raus aufs Land und die Tradition erhalten will? Klar – der PC wird gegen das Sudhaus getauscht, ein schöner Platz zum Leben gesucht et voila, schon ist man Privatbrauerei-Familie. So schnell und luftig, wie ich das jetzt hier beschreibe, ging der Werdegang der ehemaligen Städter Karin und Markus Wagner hin zur eigenen Brauerei natürlich nicht. Vielmehr wurde die Idee, die Familientradition {Karins Vater war Braumeister in achter Generation} hochzuhalten, zum neuen Lebensinhalt einer Familie und veränderte ein ganzes Dorf.
Aber beginnen wir einmal ganz von vorne. Direkt hinter der Kirche im kleinen Ort Thernberg steht ein kleines Juwel, die Privatbrauerei „Wolfsbräu“. Unmittelbar nach unserer Ankunft werden wir von der ganzen Familie Wagner inklusive Familienhund Max begrüßt. Gemütlich erzählen sie uns im wunderschönen Ambiente ihrer Brauerei, die zeitgleich auch ihr Wohnsitz ist (bzw. das direkt an die Brauerei neu angebaute Privathaus), wie es dazu kam, dass die beiden heute als Familienbierbrauer tätig sind, dass sie in diesen kleinen Ort kamen und heute hier mehr als heimisch sind und was die {Qualitäts}Kriterien ihres Lebens und damit auch ihres Bieres sind.
Karin, eine Weltenbummlerin mit ungarischen Wurzeln, die als Kind mit ihrer Familie in ganz Österreich und im Süden Deutschlands gewohnt hat, brachte die Familientradition des Bierbrauens mit. Ihr Vater hatte als Braumeister nach vielen Stationen in der Pension als Herzensprojekt das Wolfsbräu – dem Namen nach eine in Wolfsberg geführte Privatbrauerei – betrieben. Familie Wagner, damals noch in Wien ansässig, wollte raus aufs Land, mit gutem Anschluss an Wien, sodass nach eineinhalb Jahren Suche endlich das Traumobjekt in Thernberg gefunden war. In einem intensiven Jahr wurde ein alter Bauernhof zur Brauerei und zum Lebensmittelpunkt umgebaut. Das Kärntner Sudhaus wurde nach Niederösterreich verlegt und aus dem Familienjuwel eine moderne Brauerei mit nigel-nagel-neuem Anstrich. Das Wolfsbräu – das bucklige Weltbier war somit geboren. Und binnen eines Jahres hatten die kreativen Zeitgenossen ihren für drei Jahre vorgesehenen Businessplan erreicht. Sie vertreiben ihr durch und durch aus österreichischen Zutaten natürlich gebrautes Bier hauptsächlich in der Region und in ein paar handverlesenen Lokalen in Wien. „Mehr wollen wir gar nicht“, verraten sie uns. Sie wollen klein aber fein und vor allem höchst-qualitativ bleiben. Ein kleiner Schankraum lädt zum Kosten und Sitzen bleiben ein. Im gemütlichen Innenhof des ehemaligen Bauernhofs kann man kosten, genießen und auch feiern. Ein Traum für alle Männer und Bierliebhaber und auch -Innen: der Zapfhahn im Innenhof! Hier geht das Bier wirklich nie aus!
Die Biere werden an die Gastronomie in Fässern oder in lässigen {aus Italien stammenden} Flaschen zu 2 Litern vertrieben. Neben Sorten wie Märzen und Kristall gibt es im Winter ein Bockbier, das jedes Jahr speziell gebraut und daher immer ein bisschen anders, immer aber ausgezeichnet, schmeckt. Die Treue ihrer Kunden gibt Familie Wagner und ihrer guten Einstellung recht – ihr Schritt war der absolut richtige. Sie leben einem modernen, nachhaltigen, regionalen Familienbetrieb, der die Familie und das Dorf und damit die bucklige Welt bereichert hat. Wir können jedem, der in der buckligen Welt unterwegs ist, diese sympathische Brauerfamilie wärmstens empfehlen!
Der Wolf im Schafspelz
Den auf so vielen Ebenen spannenden Besuch lassen wir bei Familie Wagner mit deren Freunden gemütlich ausklingen. Die Männer trinken Wolfsbräu Kristall und der Grill wird angeworfen. Dort landen stilecht die „Wolf im Schafspelz“ Würsteln. Eine Kreation eines befreundeten Schafbauern, bei der das Wolfsbräu-Bier in die Würsteln eingearbeitet wird. Wie auch beim Bier zählen auch hier nur die wirklich wichtigen Werte für Lebensmittel: echt, heimisch und vor allem selbstgemacht. Nicht nur die Männer sind restlos begeistert. Von den lässigen Schafwürsteln aus der buckligen Welt, veredelt mit Bier hören wir sicher bald noch mehr.
Satt und um viele {kulinarische} Erfahrungen reicher machen wir uns wieder auf den Heimweg und können jetzt zweifellos sagen: so GUT! schmeckt Niederösterreich und vor allem die Bucklige Welt.
Kommentare
8 Gedanken zu „Die Bucklige Welt {Reise}“
Tabea
Liebe Catrin,
ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll… so viele tolle und spannende Themen! Als allererstes: super schöne Impressionen! Die Gegend ist ja einfach eine Traum! Und wenn man dann kulinarisch noch solch eine interessante Reise machen kann, ist da ja noch besser!
Von dem Ziegenbauern sollten sich andere Landwirte mal einiges abgucken. Das hört sich wie ein Ziegenparadies an. Solche Produkte können nur gut sein.
Aber auch Eure weiteren Abstecher sind sicherlich einen Besuch wert. Mich würde wahrscheinlich die Brauerei am ehesten interessieren.
Viele liebe Grüße,
Tabea
von tabsstyle.com
cookingcatrin
Liebe Tabea! 🙂
Fanden wir auch – die Ziegen von Michael Mandl leben echt im Paradies – gut so – sollte für alle Nutztiere so sein.
LG
Catrin
Verena
Ich liebe guten Ziegenkäse!! (:
Leider findet man aber auch immer wieder Käse, der „nach Stall“ schmeckt. Das finde ich immer sehr schade.
cookingcatrin
Liebe Verena!
Wir auch und da hast Recht – meist ist der Käse einfach zu Ziegig … Darum sind wir so begeistert von diesem weil er ganz frisch und cremig und eben nicht so schmeckt.
Claudia
Hallo liebe Cathrin …so ein toller Bericht! Nicht nur die wirklich wunderschönen Fotos, sondern auch die Berichte über die Höfe/Betriebe machen total Lust auf Niederösterreich. Echtes Handwerk mit Liebe betrieben. So soll´s sein <3 liebe Grüße Claudia
cookingcatrin
Liebe Claudia!
Ja, absolut. Finden wir auch!
LG,
Catrin
Isa
Liebe Catrin,
super schöner Beitrag mit wahnsinnig tollen Bildern und wunderbaren Impressionen.
Sieht nach einem wirklich schönen Urlaubsziel aus! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Ziegenkäse gigantisch schmeckt, den Ziegen scheint es ja auch richtig prächtig zu gehen. Ich finde die Haltung von Nutztieren wird viel zu oft vernachlässigt, leider.
Viele Grüße
Isa von lustloszugehen
cookingcatrin
Liebe Isa! 🙂
Vielen Dank, ja ist es wirklich! Eine Region die man gar nicht so am Schirm hat aber sehr viel hergibt!
LG,
Catrin