Wie schon im Bericht vom Anfischen am Millstätter See angesprochen, durften wir mit Peter Sichrowsky und seinem Fischerboot auf den Millstätter See hinausfahren, um mit ihm die Reinanken aus den Schwebenetzen zu fangen. An diesem Tag stand das Fischen unter dem Motto „Kulinarisches Anfischen“ und war eine der Auftaktveranstaltungen der Reinankenwirte am Millstätter See.

Peter Sichrowsky ist aber nicht nur einer der vier Reinankenwirte am See, mit vom Kaiser Franz Joseph verliehenen Fischereirecht, sondern auch der Inhaber des Familienhotel Post. Das eigentümergeführte Haus ist bereits seit mehr als 100 Jahren ein Hotelbetrieb und beherbergte, wie der Name schon verrät, zuvor die Postmeisterei von Millstatt. Wir haben nach dem Fischen auch dort gespeist. Beim Spaziergang durch den Garten zeigte uns Peter das gesamte Areal mit großzügigem Spielbereich (In- & Outdoor) und allem drum und dran, was zu einem guten Familien- & Kinderhotel gehört. Besondere Highlights: Ein eigener Kräutergarten und der von Mama Eva Sichrowsky gepflanzte Weingarten, der nicht nur zum Verweilen und Trauben naschen einlädt, sondern in dem so mancher Stammgast seine eigene Rebe hat.

Wir aber waren ja zum Essen da und haben uns schon besonders auf die frisch gefangenen Reinanken gefreut, die an diesem Abend in Form eines 6-gängigen Menü´s auf dem Teller landeten. Umrahmt wurde der Abend von Entertainer Martin Schinagl, der zwischen den Gängen mit Literatur und Schabernak für eine richtige Wirtshausstimmung (wie es eben in und seit der K.u.K. Zeit Tradition war) sorgte. Die Speisen, die wir genossen, waren aber umso weniger auf Wirtshausniveau. Im Gegenteil! Wir haben gespeist wie der Kaiser höchstpersönlich.

Beim Menü, das wir im wunderschönen Ambiente des Wappenstüberls (auf der Decke sind viele Kärntner Wappen aufwändigst in Holz geschnitzt) kredeznt bekamen, konnten wir zwischen See und Berg wählen. Natürlich musste ich mich nach dem Erlebnis des Selbst-Fischens für das „See-Menü“ entscheiden. Dieses bestand aus folgenden Köstlichkeiten:

Reinanken Tapas: Raffinierte Reinanken-Häppchen bestehend aus einen rote Rüben-Risotto, Reinanken-Sushi und einem Tartar von der geräucherten Reinanke. Ein absolut gelungene und toll angerichtete Vorspeise, die die Latte an diesem Abend sehr hoch legte. Hier zeigte sich die Kreativität des Kochs und die hohe Qualität der Reinanke aus, die sich wunderbar zu Sushis vom Süßwassesrfisch herstellen lassen.

Die Kärntner Fischsuppe mit Hadenchips greift das Thema dieses Menü´s wunderbar auf und schmeckt überraschend durch die Chips. Eines meiner persönlichen Highlights (nach der schon wirklich guten Vorspeise): Reinankenfilet auf frischem Frühlingssalat. Ein sehr raffiniertes, fruchtiges Dressing passt perfekt zum feinen Reinankenfilet. Hier zeigt sich auch: die Reinanke schmeckt (fast) am besten ohne viel „Schnick-Schnack.“ Bei den gebratenen Filets mit etwas Butter und Zitronen verfeinert entwickelt die Reinanke ihren vollen Geschmack.

Um den Gaumen auf den Hauptgang einzustimmen, gab es ein erfrischendes Holunderblüten-Sorbet mit prickelndem Champagnergelee. Das habe ich noch nie in dieser Form gekostet, kann aber sehr empfohlen werden. Wie es die Küche geschafft hat, das Prickeln des Champagners im Gelee zu erhalten, muss ich auf jeden Fall nochmals nachfragen.

Zweierlei von der Reinanke auf Gemüsegröstl mit Wildkräuterschaum und frischer Zitrone bildete den wunderbaren Hauptgang, bei der sich die Gäste am Tisch nicht entscheiden konnten, ob das Filet natur oder doch mit Parmesanpanade nun feiner schmeckte. Ich kann dazu nur sagen – es waren beide ein Gedicht. Abschluss des Menü vom See war die Trilogie von der Erdbeere auf Fruchtspiegel, die aus einem Erdbeerknödel, einem Erdbeerparfait und sehr fruchtigem Erdbeereis bestand.

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Carletto hat sich für das Menü vom Berg entschieden. Wie Männer halt so sind, da kann man noch so viel fischen gehen – wenn´s im Hauptgang ein ordentliches Fleisch gibt, wird nicht diskutiert. 😉  Die Menüauswahl vom Berg begeistertete mit folgenden Köstlichkeiten:

Los ging´s nach ein paar feinen Aufstrichen mit weißem Paradeisermousse und hausgemachtem Rosmarinbrot. Der Rosmarin hat sich im Brot auch in der grünen Farbe gespiegelt.  Eine sehr cremige Sauerrampfer-Schaumsuppe mit Erdäpfelchips, die ich selbst jetzt auf jeden Fall mal nachmachen muss, war eine Vorspeise.

Weiter ging´s mit  Brunnenkresse-Rucola-Risotto. Ein sehr feines Risotto wieder aus heimischen Zutaten, und am Punkt von der Konsistenz. Nun gut, wenn der Jungkoch, der für diesen Gang verantwortlich war, schon mehrere Saisonen in Italien gearbeitet hat, dann schmeckt man das. Der Zwischengang war auch hier das feine Holunderblüten-Sorbet.

Im wahrsten Sinne des Wortes  „vom Berg“ gab es im Hauptgang ein Filet vom Kärntner Almochsen auf Thymianglace mit hausgemachten Basilikumgnocchi und frischem Gemüse, bevor ein österreichischer Klassiker den süßen Abschluss bildete: ein warmer Topfenstrudel mit Vanillesauce spannend kombiniert mit einer Kugel hausgemachtem Minzeis.

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Zum gesamten Menü gab´s eine feine Weinbegleitung, die vom „Haus- & Hofweinlieferant“ persönlich kredenzt wurde. Zusammenfassend ein sehr sehr gelungenes Menü, auf höchstem kulinarischen Niveau. Ein großes Kompliment an Familie Sichrowsky, die ihr Haus so persönlich führt, dass sie den schwierigen Spagat zwischen familienfreundlichem Hotel und einer Küche auf höchstem Niveau schafft. Das Hotel wurde nicht umsonst 2010 mit dem Ama Gastro Siegl für kulinarisches Erbe ausgezeichnet. Das hätte auch dem Kaiser Franz Joseph höchstpersönlich geschmeckt.

Hier gibt´s den frischesten Fisch vom See und regionale Köstlichkeiten zu wirklich fairen Preisen. Ich kann nur jedem empfehlen, mindestens auf ein Reinanken-Sushi (das ich sicher bald selbst zuhause ausprobiere) oder auf einen Klassiker (die gebratenen Reinanke mit Petersilkartoffeln) herzukommen und sich vom wunderbaren Geschmack der Reinanke, der Gastfreundschaft und tollen Küche im Familienhotel Post überzeugen zu lassen.

Wir haben schon beschlossen, im Herbst sicher mal wieder zu kommen und mit Peter fischen zu gehen – wer darüber mehr wissen will: hier geht´s zum Beitrag über das „Anfischen am Millstätter See“

Vielen Dank an Familie Sichrowsky für den gelungenen Abend und das kulinarische Highlight beim Anfischen.

.s. cookingCatrin