Wales: Whisky & das Wetter


Fotos & Text: Carletto Ferrari // Pressereise

Da Großbritannien ja jetzt nicht nur für das schlechte Wetter, den Union Jack und die Queen bekannt ist (wegen letzterer hätte definitiv eher Catrin diese Reise unternommen), sondern – vor allem Naturliebhaber und Fotografen – unter anderem besonders mit seiner imposanten Natur und der Wales Whisky Trinkkultur beeindrucken kann, habe ich mich quasi zum Ende des Sommers 2018 zu einer Reise auf den Spuren des Wales Whisky aufgemacht.

Die landläufig unter „England“ bekannte Insel jenseits des Ärmelkanals – immerhin neuntgrößte Insel der Welt und größte Europas – ist korrekterweise in 3 Teile, nämlich Schottland im Norden, Wales im Westen und England im Süden, zu trennen (auf was vor allem die Schotten und Waliser Wert legen). Das Klima war zu meiner Reisezeit zwar zeitweise stürmisch und etwas feucht, aber keinesfalls kalt, ganz im Gegenteil zeugen sogar bis zu 4 Meter hohen Yuccas von besonders milden Temperaturen auch im Winter, und der wunderschöne grüne Rasen, der sogar auf vielen Schafweiden zu sehen ist.

Nachdem ich allerdings nicht nur wegen der Natur nach Wales gekommen war (dazu mehr im hinteren Teil des Berichts), sondern auch, um den ganz besonderen walisischen Whisky zu verkosten, führte mich mein erster Weg zu einer Besichtigung der Sehenswürdigkeiten des Zentrums von Cardiff, wohin mich mein Flug über München und Paris geführt hatte. Die Anreise war übrigens relativ easy, mit etwas größerer Flexibilität als es mein Arbeitskalender mir erlaubte, wäre sogar ein Direktflug nach Cardiff zu finden gewesen.


Die Stadt Cardiff


Cardiff selbst ist eine typisch britische Stadt mit einem historisches Zentrum rund um die mittelalterliche Burg Cardiff Castle, einer Vielzahl verschiedenster Pubs und mit dem für die Insel typischen gregorianisch-viktorianischem Baustil, die durch den Kohleabbau großgeworden war. Viele der wirklich alt anmutenden Burgen und historischen Bauten haben daher zwar ihren Ursprung im Mittelalter, wurden dann aber – heruntergekommen oder gar verfallen – von „neureichen Kohle-Millionären“ übernommen und wieder instand gesetzt. Dank dieser Investitionen findet man einige wirklich coole Ecken Cardiffs in neu-historischen Glanz, andere wiederum, wie vor allem das Hafenviertel Cardiff Bay, sind wirklich moderne Hingucker mit cooler Architektur. Mit einem typischen Bier (sehr süffig, mit wenig Kohlensäure) statt einem Wales Whisky und britischer Kulinarik am Hafen habe ich dann auch den ersten Tag in Wales beschlossen und mich – im Wissen um das Programm des Folgetages – ins Bett begeben.


Penderyn-Whisky


Der zweite Tag hatte – nach einem typischen „English Breakfast“ – nämlich als Hauptprogrammpunkt „Whisky“, und zwar in der einzigen Whisky-Destillerie in Wales, Penderyn, deren Whisky in Mitteleuropa vom Partner „vomFASS„, einem deutschen Unternehmen, gemeinsam mit hochwertigen Weinen, diversen Spirituosen, Essigen und Ölen vertrieben wird. Das kleine, unabhängige Unternehmen Penderyn Distillery produziert – ausgehend von einem eigenen Brunnen, der aus dem walisischen Hinterland, dem Brecon Beacons Nationalpark, gespeist wird – verschiedenste Sorten Single-Malt-Whisky, die über die Jahre viele begehrte Preise gewonnen haben. Das Logo der Firma ist eine Goldader, da die Grundidee hinter der Unternehmensgründung war, einen Whisky zu produzieren, so pur und wertvoll wie walisisches Gold sein müsse. Nun ja, nach vielen Gläsern Whisky kann ich das mehr als bestätigen. PS: Jede einzelne Flasche der besten Whiskys werden mit handgeschriebenen Ettiketen beklebt.

Kernstück der Produktion ist ein einzigartiger Kupferkessel, der von einem Verwandten von Michael Faraday (ganz berühmter englischer Erfinder des 19. Jahrhunderts; siehe „Faradayischer Käfig“) hergestellt wurde. Nach dem Destillationsvorgang in diesem Kessel wird der Wales Whisky vor Genuss mehrjährig in Eichenholzfässern gelagert, die davor mit Bourbon gefüllt waren (wegen der Geschmacksgewinnung während des Reifeprozesses). Jedem Genussliebhaber kann ich eine Führung in Penderyn genauso empfehlen wie die Verkostung dieser edler Tropfen. Denn im Gegensatz zu vielen schottischen und irischen Whisky-Destillieren ist der Wales Whisky in Penderyn tatsächlich noch klein, aber fein und ursprünglich. Übrigens, um den Bogen zur Queen wieder zu spannen: Auch Prinz Charles ist immer wieder einmal zu Gast auf einen Wales Whisky. Cheer, mate!


Die Küste


Gestärkt durch ein leckeres Abendessen mit Steak als Haupt- und Lachs auf Nudeln als Vorspeise in einer zum trendigen Lokal umgebauten Kirche (The Chapel in Cardiff) war ich am nächsten Tag bereit für die landschaftlichen Schönheiten Wales. Ich entschloss mich zu einem Trip entlang der Südküste von Cardiff über Nash Point bei Marcross, Swansea und Mumbles Pier bis nach Penmaen zum Three Cliffs Beach. Das Mietauto war schnell besorgt und mit 180 EUR auch nicht zu teuer (letztendlich aber auch die einzige Möglichkeit zur weitergehenden Fortbewegung). Umstellung war nur der Linksverkehr, aber als ambitionierter Tourist darf man sich davon nicht abschrecken lassen, und schließlich war ich den Linksverkehr spätestens seit unserer kulinarischen Reise auf Zypern im Frühjahr 2018 schon fast gewohnt.

Die Südküste von Wales, vor allem rund um den Leuchtturm Nash Point, ist vor allem für seinen Gezeitenhub bekannt. Laut Einheimischenangaben kann dieser, also der Unterschied zwischen Eben und Flut, fast 15 Meter erreichen, was somit Platz 2 weltweit bedeuten würde. Man sieht an der Steilküste – vor allem in Verbindung mit dem an diesem Tag wirklich extrem stürmischen Wetter – die beeindruckende Wirkung der Wellen und des Wassers. Weiter westlich, bei Swansea, gibt es hingegen weitläufige Sandstrände und weit ins Wasser reichende Pier, die der Küste einen sehr „englischen“ Einschlag verleihen – und ja, liebe Waliser, ich weiß schon, dass wir nicht in England sind 😉


Caerphilly Castle


Mit einem kleinen Umweg zurück nach Cardiff zum Flughafen (liegt in dem Örtchen Barry, etwa 20 Minuten außerhalb des Zentrums) kam ich noch in den Genuss einer der größten britischen Burgen, Caerphilly Castle. Diese gewaltige Wasserburg gilt mit einer Grundfläche von 1,2 ha nach Windsor Castle als die zweitgrößte Burg in Großbritannien und war die erste Burg hierzulande, die als vollkonzentrische Burg mit zwei Ringmauern geplant und erbaut wurde. Zum Abschluss meines Wales-Aufenthaltes war das jedenfalls ein mehr als würdiger Abschluss – nur meine Princess Catrin of Klagenfurt hat bei dieser fast-royalen Genussreise und beim Wales Whisky Tasting gefehlt!